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Luftnummer Kommunismus?
Gesine Lötzsch,
die Vorsitzende DER LINKEN, hat zur Erörterung ihrer Vorstellungen von einer
fortschrittlichen Entwicklung der Gesellschaft den Begriff Kommunismus
gebraucht, und Redakteure des SPIEGEL haben sich wie
Köter auf einen abgenagten Knochen gestürzt. Nun hat die bundesdeutsche
Öffentlichkeit eine absurde Debatte und
vernünftige Menschen fragen sich: Was soll der Scheiß? Ausgerechnet in diesem
Jahr der Wahlen? Von Strategie und Taktik scheint die Frau keine Ahnung zu
haben. Es sei denn, sie hofft, mit einer „Wege-Diskussion“ zum Kommunismus am
linken Rand verloren gegangene Stimmen zu holen.
Droht die kommunistische
Weltrevolution? Natürlich nicht! Oder vielleicht doch? Seltsamerweise wird bei
der Debatte „um Wege zum Kommunismus“ ausgerechnet von den Linken völlig
ausgeklammert, dass eine Kommunistische Partei, nämlich die Chinas, just das
bevölkerungsstärkste Land der Welt, eben China, wirtschaftlich an die
Weltspitze führt. Auch munkelt man, die Chinesen hätten bereits so hohe
Dollar-Währungsreserven, dass sie die USA aufkaufen könnten. Wie auch immer,
die Chinesen machen mit Kapitalisten in aller Welt Geschäfte und scheinen den
Imperialismus auf eine Weise friedlich-demokratisch auf die Bretter zu knallen,
mit der die Bourgeois dieser Welt nicht gerechnet haben. Haben die Chinesen
etwa die besseren Lehren aus dem „Kommunistischen Manifest“ gezogen als ehedem
die Bolschewiki in der Sowjetunion?
Das ist leider unumstößliche
Geschichte: In Rußland war Stalin der Verräter
kommunistischer Ideale und Postulate, und die KPdSU der Sowjetunion schließlich
und endlich ein Zerrbild dessen, was man Kommunistische Partei im Sinne von
Marx und Engels hätte nennen können.
Aber die Menschheits-Geschichte hat einen sehr, sehr langen Atem! So wie
man heute kaum noch von den Opfern der bürgerlichen Revolution (etwa in
Frankreich) spricht, so wird man in hundert Jahren (sofern keine Atombomben
gefallen sind) zwar noch anmerken, dass Stalin einst sogar getreue Kommunisten
umbringen ließ, im Übrigen aber zur Tagesordnung übergehen. Wie diese
Tagesordnung konkret ausschauen wird, darüber kann man heute nur spekulieren.
Denkbar freilich wäre durchaus, dass China dann die USA tatsächlich inzwischen
einfach aufgekauft hat. Schier undenkbar indessen ist, dass die Kommunistische
Partei Chinas dann auch schon den Kommunismus ausgerufen hat (wie das ja
Breschnew einst für richtig hielt). Damit wird sich eine erfolgreiche, im Volk
verwurzelte und mit dem Volk verbundene Kommunistische Partei
höchstwahrscheinlich sehr, sehr viel Zeit lassen. Damit hat es keine Eile. Das
weiß man in China besser als sonst auf der Welt.
Im Vergleich mit dem von der
Kommunistischen Partei Chinas ausgelösten wahrhaft welthistorischen Prozess
sind deutsche Debatten um den Begriff „Kommunismus“ reine Luftnummern. Sie
erhöhen lediglich die Auflage des SPIEGEL. Ob sie DIE
LINKE für unerschrockene Bürger interessant machen, die gesellschaftliche
Veränderungen in Deutschland für angebracht halten, ist fraglich. Zurzeit
formiert sich eine geradezu „Heilige Allianz“ vom Bundespräsidenten Wulff bis
hin zum allerletzten Antikommunisten gegen DIE LINKE. Es sind halt Wahlen im
Lande. Da muss Angst gemacht werden. Da reicht es, auf Sowjetunion und DDR, auf
Stalin und Mao und natürlich Stasi zu verweisen, womit man meint, das „Gespenst
des Kommunismus“ sozusagen leibhaft lebendig gemacht zu haben. Welch erbärmlich
primitive Propaganda!
Berlin, 15. Januar 2011
Aktueller Nachtrag vom
22. Januar 2011:
Chinas Präsident Hu Jintao, zum
Staatsbesuch in den USA, äußerte in Chicago vor Vertretern der Wirtschaft die
Hoffnung, dass sich beide Länder auch künftig mit Respekt begegnen. Die
Demokraten-Führerin Nancy Pelosi hatte Hu „unfaire
Handelspraktiken“ vorgehalten. „Unser Defizit gegenüber China hat sich deswegen
von fünf Milliarden Dollar im Jahr auf fünf Milliarden Dollar pro Woche
aufgeblasen“, klagte die 70-Jährige.
Zum gegenseitigen Respekt zählt für Hu Jintao
auch die Achtung anderer politischer Systeme – insbesondere des chinesischen.
„Wir werden eine sozialistische Demokratie entwickeln und ein sozialistisches
Land auf der Grundlage von Recht und Gesetz aufbauen“, kündigte er an. Das Ziel
der Kommunistischen Partei sei es, China in „ein blühendes, starkes, demokratisches,
kulturell fortschrittliches, harmonisches und modernes sozialistisches Land zu
verwandeln.“
Fast zeitgleich demonstrierten die regierenden Parteien des deutschen
Bundestages einschließlich SPD und Grüne ihre abnorme Phobie gegenüber jedwedem
Gedanken an Kommunismus. Sie attackierten einmütig DIE LINKE und schürten eine
völlig unbegründete Angst vor dem Kommunismus. Sie züchten in Deutschland ein
geistiges Klima, das 1918 die ideologische Basis war für die Ermordung von Karl
Liebknecht und Rosa Luxemburg. Und das alles unter dem Regime der „Christin“
Angela Merkel.