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Das üble Spiel von
SPD und Grünen
Selbst am Tage der Wahl des Bundespräsidenten haben
Vertreter der SPD und der Grünen in den Gängen des Bundestages vor laufender
Kamera in übelster Weise gegen DIE LINKE gehetzt, obwohl sie angeblich deren
Stimmen haben wollten. Solch offen schizophrenes Taktieren ist neu in der
Bundespolitik. Besonders hervorgetan haben sich die Herren Gabriel, Voss und
Thierse. Thierse, immerhin Vize-Bundestagspräsident, geiferte in hässlichster
Weise. Gipfel der Infamie war die offenbar zwischen SPD und Grünen abgestimmte
und immer wieder vorgetragene Behauptung, DIE LINKE vergebe, wenn sie Gauck
nicht wähle, die Chance, sich endgültig von der „DDR- und Stasi-Vergangenheit“
zu trennen. (Nebenbei: Wie das Oskar Lafontaine, Klaus Ernst, Bodo Ramelow,
Ulrich Maurer oder andere Linke aus dem Westen des Landes bewerkstelligen
sollen, ist eine Frage, die die SPD-Geiferer leider von der Presse nie gestellt
bekommen.) Einen Pöbel-Auftritt verschaffte sich der ins Europa-Parlament
abgeschobene Scholz von den Grünen, der die Presseerklärung Gysis zur Haltung
der LINKEN störte.
Einen Tag nach der Wahl geifern SPD und Grüne weiter. Im
ZDF-Morgenmagazin argumentiert der Moderator gegenüber Klaus Ernst wie ein
Laut-Sprecher der SPD. Und Frau Nahles (SPD) erklärt
scheinheilig, die LINKE sei „kleinlich“ gewesen. Im
Deutschlandfunk sagt der Parlamentarische Geschäftsführer der
SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, er sei "sehr enttäuscht"
von der LINKEN. "Sie ist Gefangene ihrer eigenen Vergangenheit und ihrer
Ideologie. Sie hat eine riesige Chance versäumt und
ist demaskiert worden."
Auf das üble Spiel der SPD und der Grünen
reagierte Gesine Lötzsch, Vorsitzende der LINKEN und stellvertretende
Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE, am Tag danach sachlich und konkret. Lesen Sie
ihre Äußerungen, veröffentlicht auf der Seite der Fraktion des Bundestages:
Wer sind die Gewinner des gestrigen Tages?
Gesine Lötzsch: Luc Jochimsen hat mit einem
großartigen Ergebnis überzeugt. Sie hat sogar mehr Stimmen bekommen, als wir
Wahlfrauen und Wahlmänner haben. Das zeigt, dass unsere Kandidatin auch aus den
anderen Lagern unterstützt wurde. Ich hatte bereits vor der Wahl meine
Erwartung geäußert, dass Sozialdemokraten und Grüne, die gegen den
Afghanistan-Krieg und gegen Hartz IV sind, Luc wählen müssten. Denn die beiden
anderen Kandidaten unterstützen den Krieg und den Sozialabbau in unserem Land.
Gewonnen hat auch unsere Partei. Es ist Sigmar Gabriel und Jürgen Trittin nicht
gelungen, einen Keil in unsere Delegation zu treiben.
Wer sind die Verlierer des gestrigen
Tages?
Es gibt viele Verlierer. Die Kanzlerin und der Außenminister wurden von ihren
eigenen Leuten abgestraft. Die Regierung konnte erst im dritten Wahlgang ihren
Kandidaten Wulff in das Amt wählen. Damit sind die Regierung und der
Bundespräsident beschädigt. Es ist nicht gut für die Demokratie, wenn die Wahl
des Bundespräsidenten genutzt wird, um Denkzettel zu verteilen. Aber auch SPD
und Grüne gehören zu den Verlierern. Sie haben der Koalition mit Gauck ein
konservatives Angebot gemacht und hatten die Hoffnung, dass sie so die
Kanzlerin in Bedrängnis bringen oder sogar stürzen könnten. Gabriel hat sich verzockt. Als er merkte, dass die Kanzlerin ihm die kalte
Schulter zeigte, weil das Angebot wohl doch nicht verlockend genug war, wollte
er plötzlich unsere Stimmen haben. Doch wir haben immer gesagt, dass Joachim
Gauck für uns kein wählbarer Kandidat ist. Einen Plan B hatte Sigmar Gabriel
nicht.
Hätte DIE LINKE nicht über ihren
Schatten springen können, um Wulff zu verhindern?
Ich erinnere an die Wahlniederlage der PDS im Jahre 2002. Unsere
Wahlkampfleitung hatte damals das Motto ausgegeben: Stoiber verhindern! Das
Ergebnis war, dass linke Wähler die SPD gewählt haben und wir als Fraktion aus
dem Bundestag flogen. Wir hatten uns überflüssig gemacht. Das war für die PDS
der Supergau. Dann kam Schröder und führte wieder
Krieg von deutschem Boden aus und begann mit der Agenda 2010 eine bis dahin
unbekannte Umverteilung von unten nach oben. Wir haben Stoiber verhindert und
Schröder bekommen. Unsere Strategie war damals offensichtlich falsch. Diesen
Fehler haben wir diesmal nicht wiederholt. Wir wählen keinen Kandidaten, der in
Kernfragen grundsätzlich andere Auffassungen vertritt als wir. Wir verraten
doch nicht unsere Grundüberzeugung, um einen konservativen Politiker durch
einen anderen konservativen Politiker zu ersetzen.
Hätten Sie nicht mit der Wahl von
Joachim Gauck ein Zeichen setzen, dass Sie mit der Geschichte der SED gebrochen
haben?
Joachim Gauck kann uns keine Absolution erteilen. Wir werden uns nie von
unserer Geschichte trennen können. Das wollen wir auch gar nicht. DIE LINKE hat
ein sehr kritisches Verhältnis zu ihrer Geschichte. Wir unterscheiden uns da
von CDU und FDP, die ihre ostdeutsche Geschichte komplett ausgeblendet haben.
Hat DIE LINKE damit die Chancen für
Rot-Rot-Grün auf Bundesebene verspielt?
Ganz im Gegenteil. Joachim Gauck hat sich ganz klar gegen eine solche Koalition
ausgesprochen. Man stelle sich vor, wir hätten ihn gewählt. Dann hätte er aus
dem Schloss Bellevue zusammen mit der Springer-Presse gegen eine solche
Koalition gewettert. Dann hätten wir keine Chance gehabt. Hinzu kommt noch,
dass SPD und Grüne jetzt hoffentlich verstanden haben, dass wenn wir nein
sagen, auch nein meinen. Ich bin mir sicher, dass wir einen gemeinsamen
Kandidaten gefunden hätten. Doch das war von SPD und Grünen nicht gewollt. Sie
haben uns einen Kandidaten vorgesetzt, bei dem sie vorher wussten, dass er für
uns nicht wählbar ist. Das SPD-Grüne-Motto ‚Friss oder stirb’ hat sich
offensichtlich nicht bewährt. DIE LINKE ist sofort bereit, mit SPD und Grünen
einen neuen Anlauf zu wagen. Voraussetzung ist, dass wir auf Augenhöhe
verhandeln. In NRW wird sich zeigen, ob SPD und Grüne aus der gestrigen
Niederlage etwas gelernt haben.
Berlin, 1. Juli 2010