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Deutscher Imperialismus – vor syrischer Küste
Mit Datum vom Sonntag, dem 19. August 2012, meldete ntv-online unter dem Titel
„Einsatz
vor der syrischen Küste - Deutsches Schiff hilft Rebellen“,
dass laut einem Pressebericht Deutschland „die syrischen Rebellen“
indirekt mit nachrichtendienstlichen Informationen versorge. Ein mit
Spionagetechnik des BND ausgestattetes Marineschiff kreuze vor der Küste des
umkämpften arabischen Landes. Das Kriegsministerium bestätigt den Einsatz eines Schiffs der deutschen Marine "in
internationalen Gewässern im östlichen Mittelmeer", will aber zu der Mission des Schiffes nichts sagen, außer, dass
es zu den "Frühwarn-, Fernmelde- und
Aufklärungseinheiten" der Marine gehöre.
"Es handelt sich hier nicht um ein
Spionageboot", sagte der Sprecher des Ministeriums. Nach Angaben der
"Bild am Sonntag" jedoch befindet sich auf dem Schiff modernste
BND-Spionagetechnik. Demnach gibt der Geheimdienst gewonnene Erkenntnisse an
US- und britische Partnerdienste weiter, von wo aus sie an „die syrischen
Rebellen“ gelangen sollen. BND-Agenten sind der Zeitung zufolge zudem am
türkischen NATO-Stützpunkt in Adana stationiert, von wo aus sie Telefonate und
Funkverkehr aus Syrien abhören sollen.
Mit anderen Worten, Deutschland engagiert sich auf einem weiteren
internationalen Kriegsschauplatz. Der wiedererstandene deutsche Imperialismus
will bei der Neuverteilung der Einflusssphären nicht zu kurz kommen.
Fast unmittelbar nach der Annektion der DDR durch die BRD, also seit
1990, wird die Bundeswehr zu Kriegseinsätzen außerhalb Deutschlands eingesetzt.
Die ersten noch relativ friedlichen derartigen Einsätze waren vom 30. Januar
1991 bis 17. März 1991 der Einsatz des Flugabwehrraketengeschwaders 2 in
Diyarbakir im Rahmen der Operation Desert Storm sowie
anschließend eine Minenräumaktion der Deutschen Marine nach dem Zweiten
Golfkrieg im Persischen Golf und 1993 die Entsendung eines Feldlazaretts nach
Phnom Penh im Rahmen einer UN-Mission. Es folgten Einsätze in der Adria
(1992–1996), in Somalia und auf dem Balkan im Rahmen der Einsätze IFOR und
SFOR.
Nachdem die deutsche Bevölkerung in rund einem Jahrzehnt an derlei
Auslands-Operationen der Bundeswehr gewöhnt worden war, reifte für den
deutschen Imperialismus die Zeit, unmittelbarer und aktiver einzugreifen. 1999
nahm die Bundeswehr mit der Luftwaffe im Rahmen der Operation Allied Force mit
etwa 500 Einsätzen an dem völkerrechtswidrigen Kosovo-Krieg zur Zerschlagung
Jugoslawiens teil. Seither ist die Bundeswehr ( „KFOR-Mission“)
noch immer als Besatzungsmacht aktiv.
Seit 2001, seit Gründung der sogenannten „Antiterrorkoalition“ vor allem
mit den USA, ist die Bundeswehr dabei, wenn es um die Neuaufteilung der
Einflussgebiete geht, selbstverständlich stets parlamentarisch verbrämt. So
wurden die USA bei ihrem Überfall auf den Irak von Deutschland
nachrichtendienstlich unterstützt. Inzwischen bildet die Bundeswehr in Kuwait
und in den Vereinigten Arabischen Emiraten irakische Polizei und Miliz
aus. Ein Marinekontingent überwachte
das Seegebiet am Horn von Afrika. Die Deutsche Marine war (Libyen) und ist an
NATO-Operationen im Mittelmeer beteiligt. Die Bundeswehr führt Krieg in
Afghanistan.
Unter der Flagge der Demokratie ist der Deutsche Imperialismus
angetreten, antiimperialistische nationalstaatliche Lösungen nach 1945
insbesondere in Afrika und im arabischen Raum rückgängig zu machen und dem
Kapitalismus neue Märkte und neue Einflussgebiete zu erschließen. Dabei ist es
einer Politikerin wie Merkel offenbar gleichgültig, wenn in dieser Restauration
mittelalterliche Verhältnisse zurückkehren, insbesondere was die Rechte der
Frauen betrifft.
Berlin, 19. August 2012