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Geregelter
Kapitalismus?
Streiten
wir uns bitte nicht! Wie alt ist der Kapitalismus? 100 Jahre? 200 Jahre? Wie
auch immer: Fest steht, die jeweils Regierenden der Bourgeoisie hatten genügend
Zeit, passable Regeln für ihr Gesellschaftssystem zu finden und zu
installieren. Was sie natürlich auch getan haben. Stets erließen sie solche
Regeln, die die Reichen reicher und die Armen ärmer machten. Und wenn es mit „normalen“
Maßgaben nicht mehr recht funktionierte, dann
haben sie mit Inflation und Kriegen massiv nachgeholfen.
Politiker
oder Wissenschaftler, die in jüngster Zeit darauf aufmerksam machten, dass der
Kapitalismus, mittlerweile verbal zum „Turbo-Kapitalismus“ aufgeschönt,
einmal wieder ins Chaos taumelt, wurden als „Populisten“ verunglimpft und gleichzeitig
rein populistisch behauptet, der Markt regele alles wunderbar selbst. Jetzt
indessen, da weltweit eine Bank nach der anderen Pleite geht, schreien auf
einmal diejenigen am lautesten nach Regeln, die das bislang strikt abgelehnt
haben.
Anzuschauen
jüngst bei „hart aber fair“ in der ARD. Als besonders fleißiger Agitator erwies
sich Herr Norbert Röttgers von der CDU, der - ins Horn von Finanz-Guru Henkel stoßend - das
Fiasko keck zur Chance stilisierte, den Kapitalismus nunmehr mit Regeln zu
zügeln. Im Saal brach angesichts solch grotesker Behauptung kein Gelächter aus.
Der geduldige deutsche Plebs glaubt heutzutage jede Lüge. Am erbärmlichsten verhielt
sich ein sogenannter Wirtschaftswissenschaftler, der den zur
Zeit laufenden Kapitalismus-Crash zwar bereits vor Jahren in einem Buch
prognostiziert hatte, jetzt aber windelweich dabei saß und absolut
konformistisch kommentierte.
Die
Bourgeoisie wird neue Regeln etablieren! Gewiss! Und zwar Regeln, die die
Reichen noch reicher und die Armen noch ärmer machen werden. Anders
funktioniert der Kapitalismus nämlich nicht.
Berlin,
2. Oktober 2008