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Am Beginn des 21.
Jahrhunderts sind die Völker der Welt näher zusammengerückt.
Satellitenfernsehen, Internet, internationaler Flugverkehr und die Entwicklungen
auf dem Gebiet der Atomtechnik, der Biologie und der Chemie vermitteln in
bisher nicht gekanntem Ausmaß die Erfahrung, dass alle Menschen ein gemeinsames
Schicksal verbindet. Die Abhängigkeiten nehmen zu. Umweltschäden in einem Land
haben ebenso schädliche Auswirkungen in den Nachbarländern. Die nationalen
Volkswirtschaften verschmelzen miteinander und immer neue Erfindungen führen zu
einer gewaltigen Steigerung der Produktivkräfte. In weniger als einem Jahrzehnt
hat sich das Weltsozialprodukt verdoppelt und der Welthandel verdreifacht. Der
Energieverbrauch wächst in atemberaubendem Tempo.
Während die Industriestaaten einen immer größeren Reichtum anhäufen, sterben
Tag für Tag hunderttausend Menschen, weil sie zu wenig zu essen haben. Alle
zehn Sekunden verhungert ein Kind, obwohl nach Angaben der
Welternährungsorganisation FAO zwölf Milliarden Menschen satt werden könnten.
Hunger und Unterernährung sind das Ergebnis einer barbarischen
Weltwirtschaftsordnung. Der Kapitalismus ist auf seine ständige Expansion
angewiesen. Er erobert Absatzmärkte und Rohstoffquellen, auch mit militärischer
Gewalt. Ob Afghanistan oder Tschetschenien, Irak oder Iran, Syrien oder
Saudi-Arabien, es geht nicht um Freiheit und Demokratie, sondern um die Öl- und
Gasvorräte des vorderen Orients und der Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres.
Im rücksichtslosen Kampf um Macht und Einflusssphären missachten vor allem die
Vereinigten Staaten von Amerika die Menschenrechte und die Genfer Konventionen.
Sie schieben das internationale Recht zur Seite und kündigen die Norm des
Völkerrechts, die jeden Angriffskrieg verbietet. Nach der neuen Doktrin haben
Staaten, die vorgeben, sich bedroht zu fühlen, das Recht, andere anzugreifen.
Dieser Raubtierkapitalismus führt in weiten Teilen der Welt zu bitterer Armut
und zum Terrorismus. Die USA bekämpfen diesen Terrorismus mit
völkerrechtswidrigen Kriegen, in denen viele tausende unschuldiger Menschen ums
Leben kommen. Sie setzen die Spirale der Gewalt fort und erzeugen dadurch immer
wieder neue Bereitschaft zum Terrorismus.
Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist eine Gesellschaftsordnung
gescheitert, in die viele Menschen große Hoffnungen gesetzt hatten. Im
Bestreben, allen ihren Bürgerinnen und Bürgern Lebenschancen und Arbeit zu
geben und den Wohlstand gerecht zu verteilen, missachteten die osteuropäischen
Staaten und die Sowjetunion die beiden großen Maximen Rosa Luxemburgs:
"Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden." "Keinen
Sozialismus ohne Demokratie und keine Demokratie ohne Sozialismus." Die im
Vergleich zu den westlichen Ländern deutlich schlechtere ökonomische
Ausgangslage und das wenig effektive Wirtschaftssystem zwangen die
staatssozialistischen Länder sich im Westen stark zu verschulden, um den
Lebensstandard ihrer Bevölkerungen zu heben. Trotz unbestreitbarer Fortschritte
bei der Herstellung sozialer Gleichheit, der Überwindung von
Bildungsprivilegien und der Gleichstellung der Frau erstarrten sie zu Systemen
bürokratischer Bevormundung, fielen wirtschaftlich zurück und verloren in
zunehmendem Maße die Unterstützung ihrer Bürgerinnen und Bürger.
Das Scheitern dieser Versuche, eine sozialistische Gesellschaft zu errichten,
die Verbrechen des Stalinismus und das Unrecht der Einparteiendiktaturen
entbinden die Linke nicht von der Verantwortung, einen neuen Anlauf zu machen,
um die Barbarei der kapitalistischen Gesellschaft zu überwinden. Freiheit und
soziale Sicherheit, Demokratie und Sozialismus bedingen einander. In einer
demokratisch-sozialistischen Gesellschaft ist die Freiheit des anderen nicht
die Grenze, sondern die Bedingung der eigenen Freiheit. Auch der Mensch ist
nicht frei, der seine Mitmenschen unterdrückt und ausbeutet.
Der Menschheitstraum von einer Weltgesellschaft der Freien und Gleichen lebt.
In Südamerika kommen sozialistische Präsidentinnen und Präsidenten an die
Macht. Sie wollen die Nutzung der Rohstoffe ihrer Länder nicht länger
internationalen Konzernen überlassen. Sie setzen auf die Demokratie und eine
gerechtere Gesellschaft.
In Europa übernahmen am Ende des 20. Jahrhunderts sozialistische und
sozialdemokratische Parteien Regierungsverantwortung. Sie waren aber zu
schwach, sich dem immer ungehemmter agierenden Kapitalismus in den Weg zu
stellen. Vielmehr unterwarfen sie sich willfährig den multinationalen Konzernen
und den Imperativen der internationalen Finanzmärkte. Deregulierung,
Privatisierung, Abbau von Demokratie, Steuersenkungen für Konzerne und Reiche
und Kürzungen sozialer Leistungen waren die neuen Heilsbotschaften. Der
Neoliberalismus, ursprünglich nur eine Wirtschaftstheorie, wurde zur
Ersatzreligion. Er korrumpiert die Sprache und damit auch das Denken.
Die neoliberalen Ideologen sprechen vom Umbau des Sozialstaates und meinen
seinen Abbau. Sie reden von zukunftsweisenden Reformen und meinen die Kürzung
sozialer Leistungen. Der Kündigungsschutz wird verwässert, die Tarifverträge
werden durchlöchert und die Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge
werden verkauft. Zunehmend mehr Menschen arbeiten in ungesicherten, schlecht
bezahlten Jobs, in denen sie schamlos ausgebeutet oder zur Selbstausbeutung
gezwungen werden. Die sozialen Sicherungssysteme, die den Menschen Schutz und
soziale Rechte geben sollen, werden privatisiert. Höhepunkt dieser Entwicklung
in Deutschland sind die von CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen beschlossenen
Hartz-Gesetze und die Agenda 2010.
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Durch den Anstieg der Produktivität
werden immer mehr Dienstleistungen und Produkte von immer weniger Beschäftigten
bereitgestellt. Dieser Fortschritt sollte allen zu gute kommen. Doch das
Gegenteil ist der Fall. Bei Erwerbstätigen wachsen Stress und Arbeitszeit.
Erwerblose werden unter Druck gesetzt und ausgegrenzt. Der Arbeitsmarkt wird
flexibilisiert und den Beschäftigten eine extreme Mobilität abverlangt.
Befristete Arbeitsverträge, Arbeitszeiten rund um die Uhr und immer längere
Wege zum Arbeitsplatz zerstören das Familien- und Gemeinschaftsleben. Die mit
der Deregulierung und Flexibilisierung einhergehende Auflösung sozialer
Bindungen und Lebenswelten verändert die Menschen und setzt bei ihnen
zerstörerische Potenziale frei. Millionen Menschen sind arbeitslos und haben
das Gefühl, von der Gesellschaft nicht mehr gebraucht zu werden. Während die
Konzerngewinne und die Vermögenseinkommen immer neue Rekorde brechen, sinken
die Löhne. Arbeitslosengeld und Renten. werden gekürzt. Im Zuge dieser
Entwicklung geht die Wahlbeteiligung zurück und rechte Parteien haben Zulauf.
Die neoliberal gewendete Sozialdemokratische Partei Deutschlands verliert Mitglieder
und Wählerinnen und Wähler. Sie, die einst für Frieden und soziale
Gerechtigkeit stand, befürwortet ebenso wie CDU/CSU, FDP und Grüne
völkerrechtswidrige Kriege, eine niedrige Staatsquote und ständige Einschnitte
ins soziale Netz.
Der Zeitpunkt ist gekommen, die versprengten Kräfte der Linken zu sammeln. Die
aus der SED hervorgegangene PDS hat sich verändert. Sie hat viele neue
Mitglieder gewonnen und ist zu einer demokratischen sozialistischen Partei
geworden. Diesen Veränderungen entspricht ihr neuer Name: Linkspartei. Die WASG
wurde vor allem von enttäuschten Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern,
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten sowie Vertreterinnen und Vertretern
sozialer Bewegungen gegründet. Über vier Millionen Wählerinnen und Wähler gaben
Linkspartei und WASG bei der Bundestagswahl 2005 den Auftrag, eine neue linke
Partei zu gründen.
DIE LINKE versteht sich als Sammlungsbewegung von Menschen
unterschiedlicher politischer und sozialer Herkunft, die für mehr soziale
Gerechtigkeit kämpft. Sie will eine solidarische Gesellschaft, in der die freie
Entwicklung einer und eines jeden die Bedingung der freien Entwicklung aller
ist. Sie will eine offene Gesellschaft, in der die Menschen, unabhängig von
Herkunft und Hautfarbe, Religion und Staatsbürgerschaft, Geschlecht und
sexueller Orientierung die gleichen Rechte und Chancen haben.
DIE LINKE will mehr Demokratie wagen und tritt für den Ausbau der Grund-
und Freiheitsrechte ein. Bürgerinnen und Bürger sollen die Möglichkeit
erhalten, über Volksbegehren und Volksentscheide an der Gestaltung ihrer
Lebensbedingungen mitzuwirken. Politisches Engagement findet seinen Ausdruck
nicht nur in der Mitgliedschaft in einer Partei, sondern auch in der Mitarbeit
in einer Nichtregierungsorganisation und in sozialen Bewegungen. DIE LINKE wird
die Forderungen der außerparlamentarischen Bewegungen aufgreifen und deren
Mitwirkung am politischen Entscheidungsprozess unterstützen.
DIE LINKE will die Fehler traditioneller kapitalismuskritischer
Organisationen nicht wiederholen und sich nicht in das globalkapitalistische
System einbinden lassen. Sie stützt sich auf die Beiträge und Spenden ihrer
Mitglieder und die gesetzlich geregelten staatlichen Zuschüsse.
Ihre Mandatsträgerinnen und Mandatsträger sind den demokratischen Beschlüssen
der Parteigremien und den vor Wahlen gegebenen Versprechen verpflichtet. Sie
betätigen sich im Gegensatz zu den Vertreterinnen und Vertretern anderer
Parteien nicht als Lobbyisten von Konzernen oder Wirtschaftsverbänden.
DIE LINKE setzt auf das friedliche Zusammenleben der Völker. Sie will,
dass Außenpolitik Friedenspolitik ist und fordert eine präventive Politik zur
Konfliktvermeidung. Sie verurteilt imperialistische Kriege um Absatzmärkte und
Rohstoffe und verteidigt das Recht der Völker, selbst über die Nutzung ihrer
Reichtümer verfügen zu können. Sie besteht auf der Einhaltung des Völkerrechts
und des Atomwaffensperrvertrages. So lange die Atommächte ihre nuklearen
Arsenale nicht abrüsten, werden sich andere Staaten Atomwaffen zulegen.
DIE LINKE bekennt sich zum demokratischen Sozialismus. Der Kapitalismus
ist nicht das Ende der Geschichte. Weil der Schwächere nur frei sein kann, wenn
ihn Gesetze und Regeln vor der Willkür der Stärkeren schützen, setzt sie auf
Regulierung statt auf Deregulierung. Den moralischen Grundwerten der
Gesellschaft soll auch in der Wirtschaft Geltung verschafft werden. Gesetze und
Regeln müssen sicherstellen, dass die Kapitalverwertung dem Gemeinwohl
verpflichtet ist, wie es das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
verlangt. Schlüsselbereiche der Wirtschaft und der Daseinsvorsorge müssen in
öffentliche Eigentumsformen überführt werden und demokratischer Kontrolle
unterliegen.
DIE LINKE kämpft für die Gleichstellung von Männern und Frauen. Die
Frauenbewegung ist eine ihrer politischen Wurzeln. Deshalb streitet sie für
soziale Sicherungssysteme, die von einem individuellen Rechtsanspruch ausgehen.
Dieser soll auch für das Sozial-, Steuer- und Arbeitsrecht gelten. Die LINKE
will die lohnpolitische Gleichstellung der Frau. Es ist nicht hinnehmbar, dass
Frauen in Deutschland deutlich weniger Lohn erhalten.
DIE LINKE will die Herstellung gleicher Lebensbedingungen in Ost und
West. Die neoliberale These, wonach sich durch niedrigere Löhne und längere
Arbeitszeiten die Arbeitslosigkeit überwinden ließe, ist durch die Entwicklung
in den ostdeutschen Ländern eindeutig widerlegt. Die Arbeitslosigkeit war und
ist in den neuen Ländern doppelt so hoch wie im Westen. DIE LINKE tritt dafür
ein, dass die Menschen in Ost und West gleich behandelt werden bei Einkommen,
sozialen Leistungen und Renten. Positive kulturelle und soziale Erfahrungen der
Ostdeutschen wie längeres gemeinsames Lernen müssen auf ganz Deutschland
übertragen werden.
DIE LINKE will eine gerechtere Verteilung der Erwerbsarbeit durch
Arbeitszeitverkürzung sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen in
gesellschaftlich sinnvollen Bereichen, vor allem im Öffentlichen Dienst und im
öffentlich geförderten Beschäftigungssektor. Sie will eine Wirtschaftsordnung,
die allen Menschen die Möglichkeit gibt, sich am Erwerbsleben zu beteiligen.
Erzwungene Arbeitslosigkeit ist ein Gewaltakt, der oft zu Vereinsamung und
Ausgrenzung führt, auch wenn es jenseits der klassischen Erwerbsarbeit
sinnvolle Tätigkeiten gibt, die wir fördern wollen. Die Verteilung des
gemeinsam erarbeiteten Reichtums soll in erster Linie die lebendige Arbeit
belohnen und nicht das tote Kapital. Eine Wirtschaftspolitik nach dem Vorbild
skandinavischer Staaten verbindet einen hohen Beschäftigungsstand mit einem
dicht geknüpften sozialen Netz. Überdurchschnittliche Investitionen in Bildung
und Forschung und in die öffentliche Infrastruktur sowie ein leistungsfähiger
öffentlicher Dienst bilden in diesen Ländern die Grundlage für eine gute
wirtschaftliche Entwicklung und einen steigenden Wohlstand.
DIE LINKE tritt für eine Finanz- und
Steuerpolitik ein, die es dem Staat ermöglicht, seinen Aufgaben nachzukommen.
Durch gerechtere Steuern und Abgaben will sie die hohen Einkommen und die
großen Vermögen an der Finanzierung der Staatsaufgaben angemessen beteiligen.
Eine fünfprozentige Besteuerung des Geldvermögens der reichsten Deutschen
brächte jährlich einhundert Milliarden Euro zusätzlich für die öffentlichen
Kassen.
DIE LINKE will Schluss machen mit einer Politik, die das öffentliche
Vermögen verkauft und damit die Bevölkerung enteignet. Statt der neoliberalen
Privatisierung will sie die gesellschaftliche, das heißt die staatliche und
kommunale Verantwortung für Bildung und Gesundheit, für Wasser- und Energieversorgung,
für Stadtentwicklung und Wohnungen, für öffentlichen Nah- und Fernverkehr,
sowie für wichtige Teile der Kultur. Gewählte Repräsentanten sollen die
örtliche Daseinsvorsorge gestalten. Der Abbau von Stellen im Öffentlichen
Dienst vergrößert die Arbeitslosigkeit. In kaum einer anderen
Industriegesellschaft - nicht in den USA, auch nicht in Großbritannien und
schon gar nicht in den skandinavischen Ländern - arbeiten im Verhältnis zur
Gesamtzahl der Beschäftigten so wenige Bürgerinnen und Bürger im Öffentlichen
Dienst wie in Deutschland.
DIE LINKE tritt für den ökologischen Umbau der Industriegesellschaft
ein: Um die Lebensgrundlagen künftiger Generationen zu erhalten, müssen wir
nachhaltig wirtschaften und mit der Atmosphäre, dem Wasser und der Erde verantwortungsbewusst
umgehen. Gerade die führenden Industrienationen, die am meisten zur
Verschmutzung von Luft und Wasser beitragen, sind verpflichtet, ihren Umgang
mit den natürlichen Ressourcen grundlegend zu verändern.
DIE LINKE lehnt die Stromerzeugung aus Atomenergie ab. Im
internationalen Verteilungskampf um die knapper und teurer werdenden
Energieträger darf die Umwelt nicht geopfert werden. Die Probleme der
Energieversorgung nehmen zu. Energie muss für alle bezahlbar und ihre Gewinnung
umweltverträglich sein. Deshalb darf die Energiewirtschaft nicht den Gesetzen
des kapitalistischen Profitdenkens untergeordnet werden. Die Energiepreise
müssen vom Staat genehmigt werden. Umweltfreundliche Energieträger und
Technologien müssen Atomtechnik und schrittweise auch fossile Brennstoffe
ersetzen.
DIE LINKE will die Wirtschaftsdemokratie. Die abhängig Beschäftigten und
ihre Gewerkschaften sollen wie in anderen europäischen Ländern das Recht auf
einen politischen Streik, den Generalstreik haben. Auch die Mitwirkungs- und
Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmerinnen und der Arbeitnehmer in den
Unternehmen müssen erweitert werden. Über die für die Zukunft eines
Unternehmens existenziellen Entscheidungen muss die Belegschaft abstimmen
können. Die LINKE tritt für ein erneuertes Verständnis von Solidarität zwischen
Vollzeitbeschäftigten, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit ungesicherten
Arbeitsverhältnissen und Erwerbslosen ein. Die kapitalistische
Wirtschaftsordnung führt zur Konzentration des Vermögens in den Händen einer
Minderheit. Fünfhundert Konzerne kontrollieren die Hälfte des
Weltsozialproduktes. Die Zusammenballung wirtschaftlicher Macht gefährdet die
Demokratie. Macht, die demokratisch nicht legitimiert ist, darf die
gesellschaftlichen Verhältnisse nicht bestimmen.
DIE LINKE will das Primat der Politik. Stark
konzentrierte Wirtschaftsbereiche müssen entflochten werden. Aus diesem Grund
wollen wir die Kartellgesetzgebung verschärfen. Nur dann können Markt und
Wettbewerb ihre Wirkung entfalten und den gesellschaftlichen Wohlstand
steigern. Markt und Wettbewerb führen nicht nur zu einer effizienten
Wirtschaft, sondern ebenso zur Dezentralisierung wirtschaftlicher
Entscheidungen und damit zur Einschränkung wirtschaftlicher Macht. DIE LINKE
setzt daher vorrangig auf die Förderung der 2,9 Millionen Unternehmen, die
weniger als 10 Millionen Euro Umsatz machen, und der über eine Million
Kleinbetriebe, die in Deutschland weniger als zehn Beschäftigte haben.
DIE LINKE widersetzt sich dem sozialen Kahlschlag. Sie will den
Sozialstaat verbessern und die Systeme der sozialen Sicherheit so erneuern,
dass sie den Herausforderungen der Zukunft in einer sich verändernden
Arbeitswelt standhalten. Sie sollen auf einer Bürgerversicherung beruhen, die
durch eine Abgabe auf alle Einkommen finanziert wird. Mit der
Bürgerversicherung wird die Alterssicherung wieder auf verlässliche Füße
gestellt. Die Vermeidung von Altersarmut der Rentnerinnen und Rentner und der
Kampf gegen die immer ungleicher werdende Einkommensverteilung im Alter stehen
dabei im Mittelpunkt. Ein gesetzlicher Mindestlohn und eine repressionsfreie
soziale Grundsicherung sollen allen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen,
auch denen, die nicht lange genug in die Sicherungssysteme einzahlen konnten.
Die Schutzrechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen ausgebaut
werden. Dabei orientiert sich DIE LINKE am Leitbild eines demokratischen
Sozialstaates und tritt für soziale Mindeststandards ein, die gegen Armut
schützen und die die Teilhabe an der Demokratie ermöglichen.
DIE LINKE tritt für Chancengleichheit in der Bildung ein und wendet sich
gegen jede elitäre Ausgrenzung. Von der Kindertagesstätte bis zum Lernen als
lebenslangem Prozess müssen die institutionellen, materiellen und kulturellen
Rahmenbedingungen so gestaltet werden, das alle ihre Talente und Begabungen
entwickeln und nutzen können. DIE LINKE fordert mehr Investitionen in die
frühkindliche Bildung und das Recht auf kostenfreie Kita-Plätze und
Lernstandards für Kindertagesstätten. Sie sollen sicherstellen, dass Kinder
unabhängig von ihrer Herkunft gleiche Lernvoraussetzungen erhalten, bevor sie
in die Schule kommen. DIE LINKE setzt sich dafür ein, das dreigliedrige
Schulsystem abzuschaffen und ein integratives Gesamtschulsystem einzuführen.
Dieses soll sich in der personellen und materiellen Ausstattung wie auch in den
Lernfeldern - intellektuelles, kognitives und musisches Lernen - an dem
finnischen Bildungssystem orientieren. Eine wesentliche Voraussetzung hierfür
und für die Ermöglichung der Berufstätigkeit der Eltern ist die Umstellung von
Halbtags- auf Ganztagsschulen.
DIE LINKE will Informationsfreiheit. Sie wendet sich gegen jede
Monopolbildung im Bereich der Massenmedien. Journalistische und kulturelle
Vielfalt müssen durch Stärkung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und den
Ausbau der inneren Pressefreiheit gefördert werden. Die Verflechtung von
publizistischer und politischer Macht stellt eine Gefährdung der Demokratie
dar. Der "Informationskapitalismus" ist keine bloße Fiktion, sondern
wird zur bedrohlichen Realität, wenn Produktion, Distribution und Speicherung
von Informationen in Monopolen konzentriert werden und das kollektive
Gedächtnis der Menschheit in Gestalt der Schrift und der Speicherung
audio-visueller Zeichen privatisiert wird.
DIE LINKE will ein vereintes Europa. Ihr ist bewusst, dass die
Verwirklichung dieser Vision nur auf einer sozialstaatlichen Grundlage gelingen
kann. Das Zusammenleben der Europäerinnen und Europäer sollen Verträge und
Gesetze regeln, die den Dumping-Wettbewerb zwischen den Ländern unterbinden,
indem sie Mindeststandards für Grundrechte, Löhne, soziale Leistungen, Steuern
und Umweltschutz vorschreiben.
Die Antwort auf die Europäisierung der politischen Auseinandersetzungen und der
sozialen Kämpfe ist eine europäische Linkspartei, die die politische
Alternative zum Europa der Neoliberalen entwickelt.
DIE LINKE tritt in Kommunalparlamenten und Landtagen, im Bundestag, im
Europäischen Parlament sowie in außerparlamentarischen Bewegungen für ihre
Ziele ein. Sie widersetzt sich der neoliberalen Politik und will deren
Hegemonie brechen. Dazu bedarf es einer Politik, die den Zeitgeist verändert.
Protest, Mitgestaltung und Alternativen, die über den Kapitalismus
hinausweisen, bilden in der Arbeit der Linken eine strategische Einheit. Sie
übernimmt dann Regierungsverantwortung, wenn sie die Lebensverhältnisse der
Menschen verbessern und alternative Entwicklungspfade öffnen kann. Sie wird
aber nur unter Beachtung ihrer Grundsätze Koalitionen mit anderen Parteien eingehen.
Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge dürfen nicht privatisiert
werden. Der Personalabbau in Bund, Ländern und Gemeinden muss generell gestoppt
und ebenso die Kürzung sozialer Leistungen verhindert werden.
Gegen die Übermacht des Kapitals lassen sich demokratischer Fortschritt und die
Verbesserung der Lebensverhältnisse für eine große Mehrheit nur in einem
breiten Reformbündnis erreichen. In der ganzen Welt formiert sich Widerstand
gegen den entfesselten, neoliberalen Kapitalismus. Auch in Deutschland sind
alle, die ein friedlicheres, gerechteres, ökologischeres und sozialeres
Zusammenleben der Menschen wollen, aufgerufen, bei der Gründung der neuen
linken Partei mitzuarbeiten.