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Für einen Menschen, der den 2.Weltkrieg erlebt hat, ist das in
Deutschland immer offener wachsende Interesse für den Faschismus unfassbar. „Nie
wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ – das war nach 1945 eine geradezu heilige
Losung. Sie war tief und fest geprägt von den für junge Menschen bestürzenden
Nachrichten und Erkenntnissen über die unsäglichen Verbrechen der Nazis.
Allein, was sie in den Konzentrationslagern in und um Deutschland herum
verbrochen haben, kann nie vergessen werden; ebenso wenig, wie viele Millionen
Menschen ihrem Krieg zum Opfer gefallen sind.
Dennoch gibt es in Deutschland inzwischen junge Bürgerinnen und
Bürger, denen das gleichgültig ist, die sogar jenen neuen Verführern Glauben
schenken, die da dreist behaupten, es sei so schlimm nicht gewesen. Allein ein
Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar könnte
aufklären. In der DDR war es selbstverständlich, dass Schulklassen dorthin aufbrachen,
und so für die jungen Menschen eigene Anschauung Lebensinhalt wurde. In der
Bundesrepublik wird Antifaschismus nicht „verordnet“, also gibt es auch kein
Geld für derlei aufklärende Exkursionen. Welch ein weltweit deutliches Zeichen
jedoch, wenn solch ein Besuch in Buchenwald zum Bestandteil des Lehrprogramms
an deutschen Schulen gemacht würde. Viele junge Bürgerinnen und Bürger des
Landes würden die demagogischen Sprüche der Nazis besser durchschauen können.
Der Ruf „Berlin muss wieder deutsch werden“ hört sich leider gut an
angesichts der allgemeinen Amerikanisierung des deutschen Alltags. Es gibt zwar
keinen „verordneten Antifaschismus“ in Deutschland, dafür aber ganz offenbar
eine bislang geheim gehaltene Verordnung zur Amerikanisierung des Landes. Kaum
eine Werbung in den Medien, die ohne englische Floskeln auskommt. Berühmt
geradezu sind die sogenannten „Points“ der Bundesbahn. Wer sich die Mühe
machte, könnte endlos aufzählen. Die Überfremdung deutschen Daseins,
insbesondere der Sprache, ist inzwischen wirklich verheerend und im Vergleich
mit der Anwesenheit von Türken oder Arabern in Deutschland weitaus
dramatischer. Übrigens: Wozu noch Deutsch lernen, wenn eh Englisch angesagt ist...
Es fällt insbesondere Politikern offensichtlich immer schwerer, klare
und überzeugende Argumente gegen die braune Pest vorzubringen. Der „kleine
Mann“ von der Straße - seit Jahren arbeitslos, keine Aussicht auf
erträgliches Einkommen - ist störanfällig, sieht gar als einen Ausweg
an, was in Wirklichkeit eine Sackgasse ist. Einfachste Wahrheiten werden in
schier aussichtsloser Lage gern vom Tisch gefegt. Etwa die: Just die
monopolistischen Kamarillen, die am Faschismus verdient und mit ihrem Krieg
Städte wie Königsberg, Danzig, Breslau und Stettin verspielt haben, just diese
Machtzentren haben nach der Liquidierung der DDR in Deutschland wieder
uneingeschränkt das Sagen. Sie sind die eigentlich Regierenden. Offenbar
glauben sie, ohne Nazis bald nicht mehr auszukommen.
Nazis demokratisieren? Ausgeschlossen!
Berlin, 4. November 2006