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Das System BRD - eine
amerikanische Initiative
Der
Wahlkampf der derzeit führenden Parteien treibt seltsame Blüten. Die CDU
behauptet nicht nur, die BRD wäre schon 60
Jahre alt und darum ein Grund zum Feiern.
Adenauers Enkel möchten darüber
hinaus die Nachkriegsepoche zur
parteieigenen Erfolgsgeschichte umdichten. Dabei stammte das oft
zitierte Fundament einer vermeintlich
sozialen Marktwirtschaft erstens vom
noch parteilosen Erhard, der zweitens zu einem NS-Beraterkreis des ehemaligen Reichswirtschaftsministeriums gehörte. Geschäftsgrundlage einer künftigen BRD war kein Machtwort Adenauers, sondern eine amerikanische
Initiative. So ähnlich wie 1929 General
Motors die Opel-Werke übernommen
hatte, gründeten 20 Jahre später die USA eine ganze Bundesrepublik Deutschland. Zunächst bekamen die Westzonen eine
separate Währungsunion. Dann
befahlen die Besatzer, für den projektierten Staat eine Gebrauchsanweisung zu schaffen. Ein Gremium alter Politiker aus Weimarer Zeiten musste unter großen Bauchschmerzen eine Verfassung fertigen, über die nur intern abgestimmt werden
durfte. In der Präambel stand aber die Falschmeldung, »das deutsche
Volk« habe sich »kraft seiner verfassungsgebenden
Gewalt dieses Grundgesetz gegeben«.
Die Bundestagswahl am 14. August
1948 bot höchstens eine indirekte Zustimmung zur separaten Währung, zur separat
ausgehandelten Verfassung und zur Bildung eines separaten Staates. Die waren längst vollendete Tatsachen. Es ging nur noch um die Wahl von Parteilisten und Abgeordneten für ein neues
Parlament. Im Wahlkampf machte CDU-Chef Adenauer aus seiner Kandidatur für
Kapital und Klerus eine Verteidigung der
»heiligsten Güter der Nation«. Seine CDU/CSU gewann 31 Prozent der abgegebenen Stimmen, Schumachers SPD wurde mit
29,2 Prozent nur zweiter Sieger. Die offizielle Gründung der BRD erfolgte erst am 10. September 1949 beim Debüt des Bundestags. Auf dieser Sitzung wurde Adenauer mit einer Stimme Mehrheit Bundeskanzler und Weichensteller der künftigen Politik.
Zur
Geschichtsklitterung in der Bonner Ära zählt vor allem eine jahrzehntelange Heuchelei beim Thema Deutsche Einheit. Westdeutsche Politiker
und Wirtschaftler taten alles, um
eine Wiedervereinigung mit der inzwischen zur DDR gewordenen Ostzone zu
verhindern. Stalins Angebot vom März 1952,
ein neutrales Gesamtdeutschland zu
schaffen, wurde abgeschmettert. Bonner Staatsdoktrin waren Antikommunismus und Unterminierung
der DDR.
Als 1990 der BRD ohne eigenes Verdienst
der Anschluss der DDR in den Schoß fiel, bot sich den lachenden Erben endlich
die Gelegenheit, den »sozialen Klimbim« abzuschaffen, zu dem man sich im Westen
wegen der sozialistischen Spielverderber genötigt gesehen hatte.
Zugleich fielen Kalte Kriegsgewinnler wie Leichenfledderer über die unterlegenen
Nachbarn her. Nun wundern sie sich, warum die
DDR zumindest mental nicht unterzukriegen
ist.
Gegenwärtig kollabiert das ganze System, das hinter
der CDU- und der BRD-Gründung steckte. CDU bedeutet nun Chronik Deutschen Unheils: 1949 Westdeutscher
Alleingang / 1952 Wiedervereinigung
ausgeschlagen / 1955 Bonner
NATO-Beitritt / 1990 Verpfuschte
Einheit / 2009 Kollaps des ganzen
Systems. Darum ist jetzt statt
Jubelfeiern und Lobeshymnen ein
politisches Kontrastprogramm fällig!
Gerd Walleiser
Aus „Neues Deutschland“ vom 8. Juni 2009