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Weniger Geld für gleiche Arbeit
15 Jahre nach dem Fall der Mauer verdienen viele Ost-Berliner immer noch
schlechter als ihre West-Kollegen: Ein Ost-Bäcker z.B. fast 300 Euro
„Gleiches Geld für gleiche Arbeit“ – die vom früheren Regierenden Bürgermeister
Eberhard Diepgen ausgegebene Losung für Berlin ist bis heute nicht umgesetzt.
Durchaus kein Ruhmesblatt für den jetzigen Senat aus SPD und PDS. Auch 15 Jahre
nach dem Fall der Mauer verdienen viele Ost-Berliner deutlich weniger als ihre
Westkollegen. „Auch wenn die Tarifverträge in vielen Branchen angeglichen
wurden, liegt der Effektivlohn in den Ostbezirken häufig unter Westniveau“,
sagt Wirtschaftsforscher Martin Gornig vom Deutschen Institut für
Wirtschaftsforschung (DIW).
Gornig ist einer der Autoren einer DIW-Studie, die für ganz Deutschland beim
Verdienst ein West-Ost-Gefälle von 20 Prozent ermittelt hat. „Das Gefälle
besteht auch in Berlin fort, wenn auch in vielen Branchen weniger deutlich als
im Rest der Republik“, stellt Gornig fest.
Ein Bäckergeselle in Charlottenburg verdient etwa bei 38 Wochenstunden
tariflich 1700 Euro monatlich, ein Treptower Bäcker bei 40 Stunden Arbeitszeit
nur 1410 Euro. Ein Industriearbeiter mit 35 Wochenstunden kommt dem
statistischen Landesamt zufolge im Westen im Schnitt auf 2553 Euro monatlich,
im Osten nur auf 2328 Euro, obwohl der 38 Stunden arbeitet. „Das liegt daran,
dass im Osten häufig nach unten vom Tarif abgewichen wird und im Westen eher
Zuschläge gezahlt werden“, sagt Bernd Gruppa vom IG-Metall-Bezirk
Berlin-Brandenburg-Sachsen.
Angestellte Lehrer verdienen in beiden Stadthälften gleich viel.
Wegen unterschiedlicher Beiträge zur Altersvorsorge bleibt angestellten Lehrern
in Ost-Berliner Schulen netto sogar etwas mehr als in den Westbezirken. Dagegen
sollen Ostbeamte erst 2009 so viel verdienen wie Westbeamte. Heute ist das
Ostgehalt noch 7,5 Prozent niedriger: Ein Grundschullehrer Ende 30, der in
einem Ostbezirk verbeamtet wurde, verdient 2545 Euro. Der Kollege mit Abschluss
West verdient an der gleichen Schule 2750 Euro.
„Es ist ein Unding, dass die Ost-Berliner immer noch weniger verdienen“, sagt
der Berliner DGB-Sprecher Dieter Pienkny. Die Gehaltsunterschiede seien in der
Hauptstadt besonders ärgerlich, da Ost und West nirgendwo in Deutschland so eng
beieinander lägen.
(Fakten aus
Tagesspiegel Online vom 28.10.2004)
Und da wundern sich Politiker von links bis rechts, dass
die Ostdeutschen in diesem Lande sich nach 15 Jahren deutscher Einheit als
Bürger zweiter Klasse empfinden...